Press (1st Ed. 2016)

[:de]Article from the website:  www.tanz.at

dancescreen

Mit „Dance on Screen“, einer kleinen, feinen Veranstaltung, wurde in Graz die Tür zu einem Bereich des zeitgenössischen Tanzes geöffnet, der sich weltweit bereits seit Jahren großer Beliebtheit erfreut: zu dem des Tanz-Films, des „cine dance“ oder Videotanzes; auf jeden Fall zu einer Tanzform, die für die Kamera kreiert wird.

Videotanz ist eine Kunstart, in der Bewegung das primäre Ausdrucksmittel ist, die aber genau so nur durch Synergie mit einer Kamera vermittelt werden kann – und steht also im krassen Gegensatz zu einer filmischen Tanzdokumentation. Da Sprache hierbei bestenfalls marginale Bedeutung hat, ist der Tanzfilm wie der Tanz selbst ein universelles Medium. Eines, das durch das Kamera-Auge ungewohnte Nähe zum Künstler, ja „unbarmherzige“ Deutlichkeit jedes Details einerseits und neue Perspektiven andererseits schaffen und bewusst machen kann, was etwa emotionalen Tiefgang besonderer Art bewirkt.

Das Festival, eine Initiative der künstlerischen Leiterin Valentina Moar, die als Tänzerin und Choreographin beste Voraussetzungen für das Kuratieren in diesem Bereich mitbringt, bietet also grundsätzlich Neues und wurde vom Publikum mit überraschend großem Interesse angenommen – das Kino war bei der Premiere nahezu ausverkauft – und in anschließenden Gesprächen überaus positiv kommentiert.

Moar hatte sich freilich auch mit Erfolg bemüht, für das Programm von zweieinhalb Stunden eine Filmauswahl mit breitem Entstehungs- und Umsetzungsspektrum zusammenzustellen.
Gemeinsam ist den 6 gezeigten Kurzfilmen das Thema „Mensch und Landschaft im Tanz“, die vier „geladenen“ Produktionen sind überdies international besetzte und bewährte sowie zum Teil bereits mit wichtigen Preisen ausgezeichnete Produktionen. Bei den zwei weiteren handelt es sich um Arbeiten von Valentina Moar selbst: „DANCE ME- Choreographien von Grazer PassantInnen für eine Tänzerin“, entstanden 2013 und wurde auch bereits in Graz mit Live- Auftritt der Tänzerin und des Musikers (Reinhard Ziegerhofer) vorgestellt.

Bei DANCE ME – REININGHAUS handelte es sich um eine Uraufführung. Eine, die sich hochaktuell mit einem Thema vor Ort auseinandersetzt, mit dem „größten noch unbebautem Entwicklungsgebiet der Stadt Graz“. Und dies gelingt ihr und ihrem Kameramann Herwig Baumgartner in überzeugender Weise, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, wobei unter den drei thematisch definierten Kapiteln „Nature“, „Ruin“ und „Rebirth“ ersteres sehr fein und letzteres in besonders enger Verschmelzung von Bewegung, filmischer Bildkomposition und Schnitttechnik gelingen. Aber auch die beiden „Intervals“, die sich Details der (Stadt-)Landschaft widmen, faszinieren und überraschen immer wieder im kreativen Zusammenspiel von bildender und darstellender Kunst – in der Wirtschaft würde man von „Wertschöpfung“ sprechen.

Die der Künstlerin in eigenen wie in den ausgewählten Produktionen wichtige, „gegenseitige“ Inspiration von Körper und Raum, ist im Film „Wolkenheimat“ von Emanuele Sciannames (I), getanzt von Pieradolfo Ciulli (I) gut vorstellbar: Die Gezeiten korrespondieren mit dem Ich im Schwebezustand, mit dem gespaltenen Ich. Die hektischen, ungewöhnlichen Schnitte, die gezeigten Bild- bzw. Realitäts-Teile mögen Abbild des ängstlich suchenden Gedankenflusses sein. Der ruhige Anfang und das gelassene Ende bilden einen wichtigen, Halt gebenden Rahmen.

Der in Deutschland entstandene, von internationalen Künstlern getragene Kürzestfilm (4‘24‘‘) „Time“ ist in der zugrundeliegenden Thematik von Hektik und Angst, Dualität der Zeit und Suche nach Freiheit kaum nachvollziehbar; Das, was die Tänzer, die Kamera sowie die Choreographie aber hervorragend transportieren, ist eine Art zauberhaftes „Malen mit Bewegung“.

Im dreiteiligen „Graffiche del Silenzio“, das übrigens auf der Überzeugung fußt, dass der Mensch es nie schaffen werde, Stille zu kreieren, ist neben dem ersten Teil insbesondere der dritte, „Bewusstsein/Ufer“, von nachschwingendem Eindruck: das langsame Eins-Werden von Mensch und Natur ist filmisch-tänzerisch ein emotionaler Höhepunkt.

Die in Belgien 2009 entstandene, mit höchsten Preisen ausgestattete Produktion „Derrière Elle“ ist in der Tat von herausragender Qualität und ungekünstelter (!) Extravagantheit: Gedreht in Innenräumen zeigt sie ein homogenes Bildwerk konkreter, realer Abstraktheit respektive abstrakter Realitäten. Die durch den Raum gleitenden, stürzenden Alltagsgegenstände und Menschen scheinen Gemälden Chagalls entlehnt, sind transformiert in imaginierte Welten in grau-weißer Zeitlupe. Was ist ein Raum, was ist ein Körper im Raum – das ist die Frage. Eine gültige Antwort auf dieses, zu diesem Werk ist jedenfalls: In keinem anderen der gezeigten ist die Symbiose von Mensch, Gegenstand und Bildhaftem in Bewegung derart gut gelungen.

„Dance on Screen“ von 8. und 10. Jänner 2016 im Rechbauerkino.

[:en]Article from the website:  www.tanz.at

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Mit „Dance on Screen“, einer kleinen, feinen Veranstaltung, wurde in Graz die Tür zu einem Bereich des zeitgenössischen Tanzes geöffnet, der sich weltweit bereits seit Jahren großer Beliebtheit erfreut: zu dem des Tanz-Films, des „cine dance“ oder Videotanzes; auf jeden Fall zu einer Tanzform, die für die Kamera kreiert wird.

Videotanz ist eine Kunstart, in der Bewegung das primäre Ausdrucksmittel ist, die aber genau so nur durch Synergie mit einer Kamera vermittelt werden kann – und steht also im krassen Gegensatz zu einer filmischen Tanzdokumentation. Da Sprache hierbei bestenfalls marginale Bedeutung hat, ist der Tanzfilm wie der Tanz selbst ein universelles Medium. Eines, das durch das Kamera-Auge ungewohnte Nähe zum Künstler, ja „unbarmherzige“ Deutlichkeit jedes Details einerseits und neue Perspektiven andererseits schaffen und bewusst machen kann, was etwa emotionalen Tiefgang besonderer Art bewirkt.

Das Festival, eine Initiative der künstlerischen Leiterin Valentina Moar, die als Tänzerin und Choreographin beste Voraussetzungen für das Kuratieren in diesem Bereich mitbringt, bietet also grundsätzlich Neues und wurde vom Publikum mit überraschend großem Interesse angenommen – das Kino war bei der Premiere nahezu ausverkauft – und in anschließenden Gesprächen überaus positiv kommentiert.

Moar hatte sich freilich auch mit Erfolg bemüht, für das Programm von zweieinhalb Stunden eine Filmauswahl mit breitem Entstehungs- und Umsetzungsspektrum zusammenzustellen.
Gemeinsam ist den 6 gezeigten Kurzfilmen das Thema „Mensch und Landschaft im Tanz“, die vier „geladenen“ Produktionen sind überdies international besetzte und bewährte sowie zum Teil bereits mit wichtigen Preisen ausgezeichnete Produktionen. Bei den zwei weiteren handelt es sich um Arbeiten von Valentina Moar selbst: „DANCE ME- Choreographien von Grazer PassantInnen für eine Tänzerin“, entstanden 2013 und wurde auch bereits in Graz mit Live- Auftritt der Tänzerin und des Musikers (Reinhard Ziegerhofer) vorgestellt.

Bei DANCE ME – REININGHAUS handelte es sich um eine Uraufführung. Eine, die sich hochaktuell mit einem Thema vor Ort auseinandersetzt, mit dem „größten noch unbebautem Entwicklungsgebiet der Stadt Graz“. Und dies gelingt ihr und ihrem Kameramann Herwig Baumgartner in überzeugender Weise, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, wobei unter den drei thematisch definierten Kapiteln „Nature“, „Ruin“ und „Rebirth“ ersteres sehr fein und letzteres in besonders enger Verschmelzung von Bewegung, filmischer Bildkomposition und Schnitttechnik gelingen. Aber auch die beiden „Intervals“, die sich Details der (Stadt-)Landschaft widmen, faszinieren und überraschen immer wieder im kreativen Zusammenspiel von bildender und darstellender Kunst – in der Wirtschaft würde man von „Wertschöpfung“ sprechen.

Die der Künstlerin in eigenen wie in den ausgewählten Produktionen wichtige, „gegenseitige“ Inspiration von Körper und Raum, ist im Film „Wolkenheimat“ von Emanuele Sciannames (I), getanzt von Pieradolfo Ciulli (I) gut vorstellbar: Die Gezeiten korrespondieren mit dem Ich im Schwebezustand, mit dem gespaltenen Ich. Die hektischen, ungewöhnlichen Schnitte, die gezeigten Bild- bzw. Realitäts-Teile mögen Abbild des ängstlich suchenden Gedankenflusses sein. Der ruhige Anfang und das gelassene Ende bilden einen wichtigen, Halt gebenden Rahmen.

Der in Deutschland entstandene, von internationalen Künstlern getragene Kürzestfilm (4‘24‘‘) „Time“ ist in der zugrundeliegenden Thematik von Hektik und Angst, Dualität der Zeit und Suche nach Freiheit kaum nachvollziehbar; Das, was die Tänzer, die Kamera sowie die Choreographie aber hervorragend transportieren, ist eine Art zauberhaftes „Malen mit Bewegung“.

Im dreiteiligen „Graffiche del Silenzio“, das übrigens auf der Überzeugung fußt, dass der Mensch es nie schaffen werde, Stille zu kreieren, ist neben dem ersten Teil insbesondere der dritte, „Bewusstsein/Ufer“, von nachschwingendem Eindruck: das langsame Eins-Werden von Mensch und Natur ist filmisch-tänzerisch ein emotionaler Höhepunkt.

Die in Belgien 2009 entstandene, mit höchsten Preisen ausgestattete Produktion „Derrière Elle“ ist in der Tat von herausragender Qualität und ungekünstelter (!) Extravagantheit: Gedreht in Innenräumen zeigt sie ein homogenes Bildwerk konkreter, realer Abstraktheit respektive abstrakter Realitäten. Die durch den Raum gleitenden, stürzenden Alltagsgegenstände und Menschen scheinen Gemälden Chagalls entlehnt, sind transformiert in imaginierte Welten in grau-weißer Zeitlupe. Was ist ein Raum, was ist ein Körper im Raum – das ist die Frage. Eine gültige Antwort auf dieses, zu diesem Werk ist jedenfalls: In keinem anderen der gezeigten ist die Symbiose von Mensch, Gegenstand und Bildhaftem in Bewegung derart gut gelungen.

„Dance on Screen“ von 8. und 10. Jänner 2016 im Rechbauerkino.

[:it]Article from the website:  www.tanz.at

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Mit „Dance on Screen“, einer kleinen, feinen Veranstaltung, wurde in Graz die Tür zu einem Bereich des zeitgenössischen Tanzes geöffnet, der sich weltweit bereits seit Jahren großer Beliebtheit erfreut: zu dem des Tanz-Films, des „cine dance“ oder Videotanzes; auf jeden Fall zu einer Tanzform, die für die Kamera kreiert wird.

Videotanz ist eine Kunstart, in der Bewegung das primäre Ausdrucksmittel ist, die aber genau so nur durch Synergie mit einer Kamera vermittelt werden kann – und steht also im krassen Gegensatz zu einer filmischen Tanzdokumentation. Da Sprache hierbei bestenfalls marginale Bedeutung hat, ist der Tanzfilm wie der Tanz selbst ein universelles Medium. Eines, das durch das Kamera-Auge ungewohnte Nähe zum Künstler, ja „unbarmherzige“ Deutlichkeit jedes Details einerseits und neue Perspektiven andererseits schaffen und bewusst machen kann, was etwa emotionalen Tiefgang besonderer Art bewirkt.

Das Festival, eine Initiative der künstlerischen Leiterin Valentina Moar, die als Tänzerin und Choreographin beste Voraussetzungen für das Kuratieren in diesem Bereich mitbringt, bietet also grundsätzlich Neues und wurde vom Publikum mit überraschend großem Interesse angenommen – das Kino war bei der Premiere nahezu ausverkauft – und in anschließenden Gesprächen überaus positiv kommentiert.

Moar hatte sich freilich auch mit Erfolg bemüht, für das Programm von zweieinhalb Stunden eine Filmauswahl mit breitem Entstehungs- und Umsetzungsspektrum zusammenzustellen.
Gemeinsam ist den 6 gezeigten Kurzfilmen das Thema „Mensch und Landschaft im Tanz“, die vier „geladenen“ Produktionen sind überdies international besetzte und bewährte sowie zum Teil bereits mit wichtigen Preisen ausgezeichnete Produktionen. Bei den zwei weiteren handelt es sich um Arbeiten von Valentina Moar selbst: „DANCE ME- Choreographien von Grazer PassantInnen für eine Tänzerin“, entstanden 2013 und wurde auch bereits in Graz mit Live- Auftritt der Tänzerin und des Musikers (Reinhard Ziegerhofer) vorgestellt.

Bei DANCE ME – REININGHAUS handelte es sich um eine Uraufführung. Eine, die sich hochaktuell mit einem Thema vor Ort auseinandersetzt, mit dem „größten noch unbebautem Entwicklungsgebiet der Stadt Graz“. Und dies gelingt ihr und ihrem Kameramann Herwig Baumgartner in überzeugender Weise, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, wobei unter den drei thematisch definierten Kapiteln „Nature“, „Ruin“ und „Rebirth“ ersteres sehr fein und letzteres in besonders enger Verschmelzung von Bewegung, filmischer Bildkomposition und Schnitttechnik gelingen. Aber auch die beiden „Intervals“, die sich Details der (Stadt-)Landschaft widmen, faszinieren und überraschen immer wieder im kreativen Zusammenspiel von bildender und darstellender Kunst – in der Wirtschaft würde man von „Wertschöpfung“ sprechen.

Die der Künstlerin in eigenen wie in den ausgewählten Produktionen wichtige, „gegenseitige“ Inspiration von Körper und Raum, ist im Film „Wolkenheimat“ von Emanuele Sciannames (I), getanzt von Pieradolfo Ciulli (I) gut vorstellbar: Die Gezeiten korrespondieren mit dem Ich im Schwebezustand, mit dem gespaltenen Ich. Die hektischen, ungewöhnlichen Schnitte, die gezeigten Bild- bzw. Realitäts-Teile mögen Abbild des ängstlich suchenden Gedankenflusses sein. Der ruhige Anfang und das gelassene Ende bilden einen wichtigen, Halt gebenden Rahmen.

Der in Deutschland entstandene, von internationalen Künstlern getragene Kürzestfilm (4‘24‘‘) „Time“ ist in der zugrundeliegenden Thematik von Hektik und Angst, Dualität der Zeit und Suche nach Freiheit kaum nachvollziehbar; Das, was die Tänzer, die Kamera sowie die Choreographie aber hervorragend transportieren, ist eine Art zauberhaftes „Malen mit Bewegung“.

Im dreiteiligen „Graffiche del Silenzio“, das übrigens auf der Überzeugung fußt, dass der Mensch es nie schaffen werde, Stille zu kreieren, ist neben dem ersten Teil insbesondere der dritte, „Bewusstsein/Ufer“, von nachschwingendem Eindruck: das langsame Eins-Werden von Mensch und Natur ist filmisch-tänzerisch ein emotionaler Höhepunkt.

Die in Belgien 2009 entstandene, mit höchsten Preisen ausgestattete Produktion „Derrière Elle“ ist in der Tat von herausragender Qualität und ungekünstelter (!) Extravagantheit: Gedreht in Innenräumen zeigt sie ein homogenes Bildwerk konkreter, realer Abstraktheit respektive abstrakter Realitäten. Die durch den Raum gleitenden, stürzenden Alltagsgegenstände und Menschen scheinen Gemälden Chagalls entlehnt, sind transformiert in imaginierte Welten in grau-weißer Zeitlupe. Was ist ein Raum, was ist ein Körper im Raum – das ist die Frage. Eine gültige Antwort auf dieses, zu diesem Werk ist jedenfalls: In keinem anderen der gezeigten ist die Symbiose von Mensch, Gegenstand und Bildhaftem in Bewegung derart gut gelungen.

„Dance on Screen“ von 8. und 10. Jänner 2016 im Rechbauerkino.

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